Bietigheimer Unternehmen RSG Automation steigert Umsatz mit vielen Aufträgen – „Hatten nicht eine einzige Stornierung“
VON WOLF-DIETER RETZBACH
BIETIGHEIM-BISSINGEN. Im Gebäude des Bietigheimer Unternehmens RSG Automation Technics gibt es seit kurzem eine Wand weniger. Sie musste herausgerissen werden, weil mehr Platz für die Anlagen und Fertigungsstraßen benötigt wird, die in der Firma gebaut werden.
Die Produktion bei RSG Automation läuft nämlich auf Hochtouren: „Wir kön-nen uns derzeit vor Aufträgen kaum ret-ten“, sagt Vertriebs- und Marketingleiter Maik Eisenhardt. Diese Aussage lässt sich auch in Zahlen übersetzen: „Wir gehen für dieses Jahr von etwa 100 Prozent Umsatzwachstum aus“, sagt Geschäftsführer Andreas Ecker, „die Aufträge sind bereits im Haus.“ Und in den kommenden Wochen werde es Eingänge mit einem Volumen über vier bis fünf Millionen Euro geben – Aufträge für das Jahr 2021 seien das schon, trotz Coronakrise: „Wir hatten bis jetzt nicht eine einzige Stornierung“, sagt Eisenhardt über die vergangenen Wochen. „Überraschenderweise sind es gerade die momentan krisengeschüttelten Branchen der Automobil- und Luftfahrtindustrie, die in RSG-Anlagen investieren“, sagt Eisenhardt. Diese Firmen wollten jetzt die Grundlage für die Zeit nach der Krise legen, um ihre Produkte dann mithilfe von neuen RSG-Maschinen „schneller, effizienter und kostengünstiger als ihre Mitbewerber herstellen zu können“.
Mithilfe von Youtube in USA Fuß gefasst
Dass RSG so rasant wächst, hat laut Ecker auch damit zu tun, dass die Firma in den vergangenen fünf Jahren in den USA Fuß fassen konnte – vor allem mit dem fir-meneigenen Youtube-Auftritt, über den die Firma viele Aufträge auch in Übersee generiert. Weil US-Präsident Donald Trump verfügt habe, dass Unternehmen weniger in China und mehr im eigenen Land produzieren sollen, müssten US-Betriebe ihre Fertigungen nun stärker automatisieren – und Maschinen deshalb in Europa und Deutschland ordern, also dort, wo der Anlagenbau höher und komplexer entwickelt sei als in den USA. In der RSG-Produktion arbeiten Beschäftigte derzeit an zwölf Maschinen, die sämtlich nach Nordamerika geliefert werden. Viele Anlagen gehen von Bietigheim auch nach Mexiko, Südamerika und, klas-sischerweise, ins europäische Ausland. In den Wochen der Coronakrise kamen laut Eisenhardt Aufträge aus der Schweiz, aus Polen, Schweden, Deutschland, Portugal und Großbritannien. Konkrete Anfragen gab es zuletzt auch aus Italien – von Firmen, die, wie andere europäische Unternehmen auch, in der Coronakrise umgedacht hätten: weg von der textilen Produktion in Billiglohnländern, von dem Risiko, dass in einer Krise wie jetzt globale Lieferketten zusammenbrechen, weg von der Abhängigkeit vom asiatischen Markt; und hin zu einer stär-keren lokalen und regionalen Fertigung in Europa und in Deutschland. „Globalisie-rung kann nicht heißen, dass alle alles aus China beziehen“, betont Ecker.Derzeit kämen aus dem Südwesten viele Anfragen für Anlagen, mit denen medizinische Produkte etwa für Krankenhäuser und Arztpraxen hergestellt werden. „Diese dringend benötigten Produkte sollen wieder lokal und unabhängig gefertigt wer-den“, beschreibt Eisenhardt den Trend, von dem RSG profitiert. Jüngst habe ein baden-württembergischer Hersteller me-dizinischer Produkte